von Jörg Kramer

Die CDU bekennt sich zur „begabungsgerechten“ Dreigliedrigkeit im Schulsystem und hat mit der Abschaffung der Orientierungsstufe die frühzeitige Selektierung der Schülerschaft und damit ihre gesellschaftlichen Chancen determiniert.

Die Folgen ihrer Schulpolitik für Schüler, Lehrer, Eltern und für die Schulträger sind fatal:

  • Hunderte Schüler des 5. und 6. Jahrgangs müssen zusätzlich jeden Tag zur Schule und zurück gefahren werden. Viele Schüler müssen täglich Stunden an Warte- und Fahrzeit aufbringen.
  • Die Schülerbeförderungsprobleme sind nur durch enormen Kostenaufwand in den Griff zu bekommen – bisher nicht gelungen, jedes Jahr wiederholende Diskussionen über überfüllte Busse, Buslinien, An- und Abfahrtzeiten etc. – sie versprachen Kostenneutralität.
  • Bei der Stundenplanerstellung stellen nicht pädagogische Gesichtspunkte, sondern die Fahrpläne der Schüler die vorrangige Rahmenbedingung.
  • Während in den Gemeinden Klassenräume umfunktioniert werden, damit sie nicht leerstehen, wissen vor allem die Gymnasialzweige nicht, wo sie ihre Schüler unterrichten sollen - Wanderklassen. Der Umbau und Ausbau von Schulräumen hat und wird den Schulträgern wie bei der Schülerbeförderung viele kommunale Steuergelder kosten – Auch hier hat die Landesregierung keinen Cent dazu bezahlt.

Die CDU bekennt sich zur Durchlässigkeit des gegliederten Schulsystems. Auch hier will ich nicht in erster Linie auf den ideologischen Sinn oder Unsinn eingehen, sondern vorrangig die Folgen ihrer Schulpolitik für die Betroffenen beleuchten:

  • Die Lehrpläne und damit die Stundentafeln der einzelnen Schulformen sind nicht kompatibel, so dass die Durchlässigkeit in der Regel nur nach unten angewandt wird. Jede und jeder von uns kennt Schüler, die „abgeschult“ worden sind?
  • Warum bleibt jedes dritte Kind in seiner Schullaufbahn einmal „sitzen“?
  • Warum will die Suderburger Realschule Forderkurse für begabte Schüler anbieten, wenn dies doch nach Aussagen der Landesregierung schon immer ein Ziel der Realschulen war. Wenn andere Realschulen derartige Kurse reduzieren mussten, weil ihnen Lehrkräfte fehlen, wie schafft es dann die Suderburger Realschule und zu wessen Lasten geht dies?

Die CDU bekennt sich zur individuellen Förderung aller Schüler. Die Wirklichkeit sieht so aus:

  • Wenn das individuelle Fordern und Fördern der Schüler Landesprogramm ist, warum ist Suderburg dann ein Projekt?
  • Warum wurde der Förderunterricht an den Grundschulen, Realschulen und Gymnasien reduziert?
  • Nach über 5 Jahren CDU Landesregierung stehen immer noch nicht genügend Lehrkräfte zur Verfügung, um den Pflichtunterricht erteilen zu können.
  • Die Erhöhung der Klassenteiler hat zu großen, häufig überfüllten Klas-sen geführt. Wie ist da eine bessere individuelle Förderung möglich?
  • Individuelle Förderung ist nur noch mit Kostenbeteiligung der Eltern möglich. Viele Schüler können schulische Angebote nicht wahrnehmen, weil ihre Eltern die steigenden Schulkosten nicht tragen können (Lehrmittelkosten plus Bastelgeld, Kopiergeld, Mappen, Hefte, Zeichenblock, Schreibzubehör, Schultaschen, Zirkel, Geo-Dreieck, Taschenrechner, Sportzeug, Tagesfahrten, Klassenfahrten u.v.m.)
  • Chancengerechtigkeit unabhängig vom Elternhaus wird so kaum hergestellt werden können.

Die steigende Arbeitsdichte und die erhöhte Arbeitsbelastung für Schüler und Lehrer durch ministerielle Gesetze, Erlasse und Verordnungen (Vorziehen von naturwiss. und sprachlichen Unterricht, unterschiedliche Lehrpläne, vier Oberstufenreformen in 5 Jahren, G8 = Abitur nach 12 Schuljahren = 34 – 36 Unterrichtsstunden/Woche für den 7. bis 9. Jahrgang plus Arbeitsgemeinschaften, zentrale Leistungsprüfungen, sog. „eigenverantwortliche Schule“ u.v.m.) erschwert nicht nur die individuelle Förderung der Schüler, sondern zeitigt zunehmend psychische und soziale Probleme aller am Schulprozess Beteiligten. „Dafür“ wurden Beratungslehrerstunden, der schulpsychologische Dienst und Förderstunden reduziert.

Wenn die Landesregierung Schulen als Ganztagsschulen nur auf dem Papier anerkennt, nützt das niemanden. Betreuungspersonal, Schüler- und Lehrerarbeitsräume, Ruhezonen, Versorgungseinrichtungen u.v.m. entstehen nicht durch die geforderte Kostenneutralität. Die Bundesgelder der Schröderregierung sind von der CDU Landesregierung überwiegend den Hauptschulen zugesprochen worden. Dies hat die Hauptschulen nicht attraktiver gemacht.

Inzwischen sind THRS, HEG und LEG vom Land anerkannte Ganztagsschulen, mit G8 sind die Gymnasien zu Pflichtganztagsschulen gemacht worden.

Aber auch hier soll das von der CDU durchgesetzte Konexitätsgesetz (wer die Musik bestellt – bezahlt) nicht gelten; sollen die Schulträger doch die berechtigten Forderungen der Schüler, Lehrer und Eltern für den Ausbau zum Ganztagsschulbetrieb bezahlen.

Die CDU meint ihre Ankündigung umgesetzt zu haben, indem sie die Errichtung von Gesamtschulen zulässt. Warum sind die Hürden für Gesamtschulgründungen so hoch, dass im ländlichen Raum kaum eine mit diesen Bedingungen entstehen kann? (siehe AZ-Artikel zur KGS Ebstorf)