Nach dem beschlossenen Atomausstieg stellt die jetzt zu organisierende Energiewende den Staat und die Gesellschaft vor große Aufgaben. Zukunftsorientierte Energie- und Klimapolitik beginnt vor Ort in den Landkreisen, Städten und Gemeinden. Der SPD Ortsverein Uelzen hatte zu einem Fachgespräch über kommunale Strategien in der Energiewende in das India Haus eingeladen.

Der Lüneburger Umweltwissenschaftler Tobias Winkelmann stellte die Felder dar, auf denen die Kommunen für den Klimaschutz aktiv werden und dabei auf die Einbindung der vielfältigen regionalen Akteure setzen können. Er ermunterte die Kommunen, verstärkt als Berater und Unterstützer regionale Initiativen einzubinden, um trotz angespannter Haushalte im Klimaschutz und in der Energiewende voran zu kommen. Dafür sei nicht unbedingt großer finanzieller Einsatz nötig: So könnten bereits über Ideenwettbewerbe um die beste Energieeinsparmaßnahme in kommunalen Gebäuden gute Erfolge erzielt werden.

Der Uelzener Energieberater Frederick Escouflaire machte deutlich, dass sich durch energetische Gebäudesanierung ein Einsparpotenzial von bis zu 80% erzielen lasse. Bei der Wirtschaftlichkeitsbetrachtung werde aber oftmals zu kurzfristig gedacht. Investionen müssten über die gesamte Lebensdauer eines Gebäude gesehen werden. An dieser Stelle sei die Politik gefordert, um Anreize zu setzen und steuernd einzugreifen.

SPD-Unterbezirksvorsitzender Klaus-Peter Dehde griff diesen Punkt auf und hob hervor, dass das deutsche Erneuerbare-Energien-Gesetz ein Erfolgsmodell und Export-Schlager sei. Er machte deutlich, dass nach dem Scheitern der industriellen Atomkraftnutzung die Dezentralisierung von energiewirtschaftlichen Strukturen vorangetrieben werden müsse. Der Schlüssel sei dabei die Kommunalisierung der Energieversorgung. Dadurch werde Wertschöpfung in der Region gehalten und es können z. B. gemeinsame Beratungsinitiativen mit örtlichen Handwerksbetrieben organisiert werden.

Landratskandidat Jürgen Krumböhmer verwies auf die Rolle der Kommunen als wichtiger regionaler Auftraggeber. Die öffentliche Hand kann bei Beschaffungen und Ausschreibungen auf Nachhaltigkeit und Klimafreundlichkeit setzen und dadurch wichtige wirtschaftliche Impulse geben. Gegenüber der Landesregierung müsse deutlich gemacht werden, dass trotz Einsparvorgaben im Rahmen des Zukunftsvertrags noch Spielräume für die Schaffung von Werten vor Ort bleiben müssen. Bei Projekten wie der energetischen Sanierung von Gebäuden sei zudem eine ganzheitliche Herangehensweise gefordert, denn allein unter dem Aspekt der Energieeinsparung sei eine Sanierung nicht wirtschaftlich. Investionsmaßnahmen in der Gebäudewirtschaft müssten daher strategisch geplant werden. So könnte man darüber nachdenken, Gebäude verschiedener Träger durch ein gemeinsames Nahwärmenetz zu versorgen. Allein durch die Koordinierung von Leitungsbaumaßnahmen ließen sich enorme Kosten sparen. Landkreis und Gemeinden müssten durch den Gesetzgeber zudem in die Lage versetzt werden, durch Standortplanung die Ansiedlung von Biogasanlagen zu steuern. Grundsätzlich gehörten solche Anlagen ins Gewerbegebiet, so Jürgen Krumböhmer. Beispiele wie das Bioenergiedorf Jühnde zeigten, welches Potential in der lokalen Nutzung einheimischer Biomasse liege. Durch kommunale Planung könnten optimale Standorte von Biogasanlagen im Hinblick auf Immissionen, Versorgungsnetze und Einspeisungspunkte festgelegt werden, auch Probleme der Biomasseproduktion wie Vermaisung oder Verschlechterung des Wasserhaushalts könnten so besser bewältigt werden.

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