Der SPD-Ortsverein Uelzen setzt in der aktuellen Diskussion über die Schulentwicklungsplanung auf umfassende Informationen und will einen öffentlichen Meinungsaustausch auf breiter Basis anstoßen. Im Rahmen des Forums Schulentwicklung berichtete Wolfgang Vogelsaenger, Leiter der Georg-Christoph-Lichtenberg-Gesamtschule in Göttingen über seine Integrierte Gesamtschule (IGS). Bei der Gründung einer IGS sollte das pädagogische Konzept im Vordergrund stehen und nicht nur der Wunsch nach Erhaltung eines Schulstandorts, so Vogelsaenger.

Im Unterschied auch zu einer Kooperativen Gesamtschule (KGS) verfolgt die IGS nicht den Ansatz möglichst homogene Klassen zu schaffen. Die Schule soll die ganze Gesellschaft abbilden, in der unterschiedliche Berufsgruppen ebenfalls zusammenwirken müssen. Die Göttinger IGS nimmt zu 60 % Schüler mit Gymnasial-, 30 % mit Realschul- und 10 % mit Hauptschulempfehlung, darunter Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichsten Handicaps. Etwa 65 % der Schüler mit Hauptschulempfehlung machen schließlich am Ende das Abitur. Nichtsdestotrotz rangiert die Schule in allen Leistungsvergleichen unter den ersten 10 % der niedersächsischen Schulen

Die Schule arbeitet nach dem Teamgruppen-Modell, sowohl in den Tischgruppen der Schüler als auch in den Jahrgangsteams der Lehrerinnen und Lehrer. Die Schule setzt auf die persönliche Bindung von Lehrern, Eltern und Schülern. Daher werden die Lehrer grundsätzlich mit vielen Stunden und Fächern in ihren Klassen eingesetzt. Das Lehrerteam, das aus 12 bis 15 Kollegen besteht, übernimmt einen Jahrgang in der 5. Klasse und begleitet ihn bis zum Ende der 10. Klasse.

Die Klassen eines Jahrgangs werden möglichst heterogen zusammengesetzt, in der einzelnen Klasse werden Lernteams gebildet, die in Tischgruppen zu jeweils sechs Schülern arbeiten. In jeder Tischgruppe arbeiten Mädchen und Jungen, lernschwächere und lernstärkere Kinder über den Zeitraum von etwa einem Jahr zusammen, indem sie gemeinsam Aufgaben zu lösen haben und sich dadurch gegenseitig helfen. In den sechs Jahren der Sekundarstufe I arbeitet jeder Schüler mit jedem anderen Schüler der Klasse zusammen in einer Tischgruppe. Mehrmals jährlich treffen sich die Tischgruppen bei jeweils einem der Schüler zu Hause, dazu kommen alle Schüler der Tischgruppe, ihre Eltern und die Tutoren. Hier werden die Lernentwicklungen der Schüler, das pädagogische Konzept der Schule, Störungen und familiäre Erziehungskonzepte besprochen. Dadurch wird deutlich, dass alle Beteiligten für den individuellen Lernerfolg eines jeden Schülers verantwortlich sind. Die Schule verzichtet auf Sitzenbleiben und Abschulen. Aus dem schwedischen Schulsystem hat man das Duzen übernommen: Alle Mitglieder der Schulgemeinde duzen sich.

Die Architektur der Schule folgte dem pädagogischen Konzept: Die sechs Jahrgänge der Sekundarstufe I sind als Cluster konzipiert. In jedem Cluster finden sich – von den anderen Clustern abgetrennt – sechs Klassenräume, Toiletten, ein Computerraum, ein Lehrerteamraum für das Team, das diesen Jahrgang sechs Jahre lang betreut, und ein großer zentraler Bereich, in dem außerhalb der Klassenräume in kleineren Gruppen gearbeitet und gespielt werden kann.

Ganztags- und Freizeitangebote wie Spielezentrale, SchülerInnencafe und ein eigener Schulzirkus sorgen für ein reichhaltiges Schulleben und ließen bei vielen Zuhörern die verblüffte Frage aufkommen: "So kann Schule also auch sein, wenn man es will?"

Moderator Jacques Voigtländer beendete die Veranstaltung mit dem Hinweis darauf, dass eine IGS nicht das Projekt einer Partei sein dürfe, sondern von einer Elterninitiative angeschoben werden müsse.