Auf Einladung des SPD-Ortsvereins Uelzen diskutierten Experten mit interessierten Bürgerinnen und Bürger über Perspektiven für die weitere Entwicklung der Innenstadt.

In seinen einleitenden Worten gab Moderator Rainer Teske zunächst einige Stichworte für die anschließende Diskussion vor: Zu reden sei u. a. über die Problembereiche Lüneburger Straße und Schneller Markt, die anstehende Marktplatzbebauung, die Wertigkeit von verkehrsberuhigten Zonen und die Leerstände in der Innenstadt.

Baudezernent Karsten Scheele-Krogull blickte in seinem Statement zunächst 30 Jahre zurück. Vor der Stadtsanierung in den 80er Jahren des vorigen Jahrhunderts war die Innenstadt geprägt vom Durchgangsverkehr. Seinerzeit zählte man an die 20.000 Fahrzeuge am Tag. Auch heute sind es noch 9.000 Fahrzeuge, ungefähr die Hälfte davon ist nach wie vor reiner Durchgangsverkehr. Übergeordnetes Ziel der Stadtentwicklung ist heute die Verbesserung der Aufenthaltsqualität in den City-Lagen. Hinzuweisen sei in diesem Zusammenhang auf den innerstädtischen Bedienungsring und aktuell auf die aus Ziel 1-Mitteln geförderten Maßnahmen des Integrierten Städtischen Entwicklungskonzepts. Bis in die jüngste Vergangenheit hatte die Stadtplanung auch noch großflächige Einzelhandelsbetriebe auf Gewerbebrachen am Stadtrand zugelassen, damit diese Flächen einer sinnvollen Nachnutzung zugeführt werden konnten (z.B. am Fischerhof). Damit müsse jetzt aber Schluss sein, um ein weiteres Ausbluten der Innenstadt zu verhindern. Aktuell stehe die Entwicklung der Innenstadt im Fokus: Die europaweite Ausschreibung für das verbundene Projekt Marktplatz/Schuhstraße kommt in eine entscheidende Phase. Auf dem ehemaligen Marktplatzgelände sollen ein Lebensmittel- und ein Elektronikfachmarkt errichtet werden und auf dem ehem. Tep&Tap-Grundstück ein Mix aus Einzelhandels- und Wohnnutzung entstehen. Zudem sei ein Mehrgenerationenspielplatz am Ilmenauufer in Planung.

City-Manager Joachim Lotz weist darauf hin, dass Uelzen sich nicht hinter anderen Städten zu verstecken brauche. Die Situation sei nicht so schlecht wie sie verbreitet dargestellt werde. Auffällig sei jedoch die fehlende Identifikation der Bürger mit ihrer Stadt. Es gelte jetzt die bereits vorliegenden Ideen abzuarbeiten. Auf die drei „S“ müsse geachtet werden: Service, Sicherheit und Sauberkeit. Es dürfe keine Insellösungen geben, gefragt seien ganzheitliches Denken und nachhaltiges Handeln.

Markus Schümann, Geschäftsführer der WFG, verwies in seinem Beitrag auf den Strukturwandel, dem der innerstädtische Handel auf Grund der zunehmenden Konzentration auf Filialisten bei gleichzeitig wachsendem Internetangebot ausgesetzt sei. Hinzu kommen die Folgen des demographischen Wandels, der ebenfalls zur Ausdünnung der städtischen Zentren beitrage. Notwendig sei eine enge Vernetzung mit den verbleibenden Wachstumsregionen im Großraum Hamburg, z. B. durch Anbindung an den HVV.

Handelsvereinsvorsitzender Uwe Schwenke machte ebenfalls deutlich, dass sich das Verbraucherverhalten geändert habe. Uelzen stehe daher mit seinen Problemen keineswegs alleine da. Auf der anderen Seite gäbe es in der Bausubstanz der Uelzer City einen großen Investitionsstau, viele der Räumlichkeiten entsprächen nicht mehr den heutigen Anforderungen. Investoren forderten heute exzellente Rahmenbedingungen. Dazu gehörten auch intelligente Verkehrskonzepte. Bei der anstehenden Modernisierung müsse man schrittweise vorgehen.

Nach Meinung von Bürgermeister Otto Lukat ist der klassische Einzelhandel vom Aussterben bedroht. Uelzen habe aber durchaus Potenzial, denn es seien weniger tägliche Auspendler als Einpendler zu verzeichnen. Läden mit Angeboten des täglichen Bedarfs würden sich auch wieder lohnen, wenn mehr Menschen in der Innenstadt wohnen würden. Die Innenstadt ließe sich attraktiver gestalten, wenn es gelänge die Aufenthaltsqualität zu steigern. Eine Belebung sei möglich, sofern die Verantwortlichen in Politik und Wirtschaft sich auf das veränderte Freizeitverhalten der Menschen einstellen. Insbesondere der Generation 60+ käme in Folge des demographischen Wandels eine wachsende Bedeutung zu. Aspekte wie Barrierefreiheit, Erreichbarkeit und Servicequalität werden stärker in den Vordergrund rücken. Der Wertverlust der Immobilien könne nur durch Modernisierung aufgehalten werden. Die Ladenlokale müssten so gestaltet werden, dass sie für Investoren interessant sind, z. B. durch Zusammenlegung von Geschäftsflächen.

Manfred Daum, Vorsitzender der SPD/FDP-Gruppe im Stadtrat, betonte ebenfalls die Notwendigkeit, die verschiedenen Nutzungen besser miteinander zu verknüpfen. Einkaufen müsse mit Erlebnisqualität verbunden sein. Dazu müsse die Innenstadt attraktiver gestaltet werden, indem z. B. gezielt Kommunikationspunkte und Stätten der Begegnung geschaffen werden. Für ein Mehr an Erlebnis würden die Menschen auch weitere Wege akzeptieren. Zukunftsfähig bleibe man nur, wenn die Bereitschaft zum kontinuierlichen Wandel bestehe. Uelzen müsse sich von anderen Städten herausheben, das Potenzial dafür sei jedenfalls vorhanden, es müsse nur gehoben werden.

In der anschließenden, lebhaften Diskussion wurden mit den Zuhörern einzelne Aspekte der Vorträge erörtert und vertieft. Die z. T. kontrovers geführte Debatte verdeutlicht die Wichtigkeit dieser Art von Veranstaltungen und wird vom SPD-Ortsverein als Auftrag und Ansporn angesehen. Allen Mitbürgerinnen und Mitbürgern, die an der Entwicklung einer attraktiveren Innenstadt interessiert sind, sollen weitere Foren und Dialogmöglichkeiten angeboten werden.

Expertenforum2010-2
v. l. n.r.: Joachim Lotz, Karsten Scheele-Krogull (stehend), Manfred Daum, Moderator Rainer Teske, Otto Lukat, Markus Schümann, Uwe Schwenke