von Jörg Kramer

Nach 6 Jahren CDU Regierung in Niedersachsen sollte auch ein parteilicher MdL die Mängel endlich einmal in der christdemokratischen Schul- und Bildungspolitik suchen.
Die statistischen Möglichkeiten werden bis auf das Äußerste strapaziert, um "Erfolge" nach zu weisen. - Einmal mehr ist richtig: Traue keiner Statistik, die du nicht selbst gefälscht hast -

Trotz aller statistischer Schönfärberei, die er betreibt - nein nicht er, er hat die Zahlen ja aus Hannover - ist die Situation an den niedersächsischen Schulen nach Meinung der Schüler, der Eltern, der Lehrer und sogar der Schulleitungen immer problematischer geworden:

  • Schule macht immer mehr Kinder krank, weil die erhöhte Arbeitsdichte (G8+Lehrplan= immer mehr Inhalte in immer kürzerer Zeit) keine Zeit mehr für außerschulische Beschäftigungen und genügend Erholungspausen lässt.
  • die Folgen der Auslesemechanismen bei der frühen Sortierung im 3-gliedrigen Schulsystem machen sich zunehmend bei den Grundschulkindern, sogar bereits im Kindergarten negativ mit Krankheiten und Verhaltensauffälligkeiten bemerkbar.
  • Stellen für Schulpsychologen und Beratungslehrer wurden gestrichen.
  • Stunden für individuelles Lernen und individuelle Förderung/Forderung wurden überall reduziert.
  • Bei Klassenstärken mit regelmäßig über 30 Schulkindern (Erhöhung der Klassenteiler) und bei Großschulen mit über 1300 Schulkindern steht dies nur noch auf dem Papier.
  • Individuelle Förderung ist nur noch mit Kostenbeteiligung der Eltern möglich. Viele Schulkinder können schulische Angebote nicht wahrnehmen, weil ihre Eltern die steigenden Schulkosten nicht tragen können.
  • die Kosten für den allgemeinen Schulbesuch werden zunehmend den Eltern aufgebürdet.
  • immer deutlicher wird, dass mit der "eigenverantwortlichen Schule" der "schwarze Peter" für die Versäumnisse der CDU Bildungspolitik auf die einzelne Schule übertragen werden soll.
  • seit Jahren werden zu wenig Lehrkräfte eingestellt - 1500 Planstellen waren nicht für die Kinder, kleinere Klassen etc. vorgesehen, diese 1500 Lehrkräfte mussten das 3-gliedrige Schulsystem ermöglichen.
  • seit Jahren fällt der Unterricht im steigenden Maße aus, in jedem Jahrgang werden einige Fächer gar nicht erst auf dem Stundenplan angeboten…

Immerhin ist auch bei Herrn Hillmer endlich angekommen, dass "noch zu viele Unterrichtsstunden ausfallen". Da das nach Jahren nicht mehr zu bestreiten ist, braucht er eine(n) Schuldige(n) und findet sie in der SPD Regierung, die vor zehn Jahren die Arbeitszeitkonten eingeführt hat und beklagt sich, dass heute bezahlt werden muss, was vor zehn Jahren geleistet worden ist.

Folgendes hat die CDU Regierung in Hannover Herrn Hillmer offenbar nicht aufgeschrieben:

Die CDU hat mit der Regierungsübernahme seit 2003 die kostenlose Mehrarbeit der Lehrkräfte befürwortet und genutzt. Sie hat selbst über 6 Jahre Lehrermehrarbeit ohne Bezahlung in Anspruch genommen und wundert sich, dass nach Vertragsablauf zurückgezahlt werden muss. "War auch nicht vorauszusehen, dass ein Zehnjahresvertrag nach zehn Jahren ausläuft." Die Versuche der Kultusministerin, die Lehrerinnen und Lehrer auszutricksen, offenbaren, was CDU Vertreter von Bildung und Schule halten.

Auch für den sich abzeichnenden Mangel an Nachwuchslehrkräften macht Herr Hillmer die SPD verantwortlich.

Folgendes hat ihm die CDU Regierung in Hannover offenbar wieder nicht aufgeschrieben?

Nach der CDU Regierungsübernahme 2003 wurden Ausbildungsplätze für Lehrerinnen und Lehrer gestrichen und nicht neu geschaffen. Es war Kultusminister Busemann (CDU), der 2003ff ganze Studienseminare schließen und damit weniger Lehrkräfte im Gymnasialbereich ausbilden ließ. "Aber welche Abiturientin oder welche Abiturient konnte vor sieben Jahren bei seiner Studienfachwahl ahnen", dass Lehrerausbildungsplätze von der CDU derart zusammengestrichen werden würden. Wer konnte ahnen, dass man wieder Wartezeiten in Kauf nehmen muss, um einen Lehramtsausbildungsplatz zu erhalten.

Zur weiteren Abschreckung hat die CDU die Ausbildungsbeihilfen für Lehramtskandidaten massiv gekürzt. Die CDU Regierung hielt es über Jahre hinweg gar nicht für nötig, den Lehrerberuf attraktiver zu gestalten. So wurden die Einstiegsgehälter für "Junglehrer" in Niedersachsen derart gesenkt, dass sie zu den schlechtbezahltesten in Deutschland gehören. Die Rahmenbedingungen für Unterricht haben sich unter der CDU Regierung permanent verschlechtert.

Wer will schon in Niedersachsen als "Junglehrer" einsteigen,

  • in einem aussortierenden Schulsystem, das Kinder krank macht,
  • - in viel zu großen Klassen, in viel zu großen Schulen mit Außenstellen, die individuelles Fördern und Fordern behindern,
  • mit immer neuen Erlassen und Aufgaben, die Lehrkräfte von ihrer Profession ablenken und
  • dazu -wie beschrieben- vielfach benachteiligt gegenüber Lehrerinnen und Lehrern in anderen Bundesländern?